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Ein Kraftort und ein Schrei zum Himmel

Ausstellung

27. Oktober 2021 31. Oktober 2021

Direkt neben Bahngleis und B 8, trotzdem weit abgelegen. Vorbeidonnernde Züge und Autos – dazwischen Stille. Die Rundkirche St. Magdalena in Hausbach (Landkreis Passau) ist ein Ort, dessen Stimmung man nicht so leicht einordnen kann. Die Steinmauer, die sie einfriedet, die schützenden Bäume und das viele Grün rundherum verleihen dem Platz eine friedliche Atmosphäre. Und doch ist es eine Herausforderung, hier eine Messe zu feiern: Zu laut. Für Bildhauer Christian Zeitler (61) ist der Weiler Hausbach ein Kraftort. Zusammen mit der Reporterin unternimmt er spontan einen kleinen Streifzug um die im 12. Jahrhundert erbaute Kirche. Hinter dem Gebäude, unter einer Linde, entdeckt er ein Kreuz, das im Herbstlaub liegt. Zeitler bück sich und hebt die primitiv zusammengenagelten Bretter vom Boden auf. „Birkenholz, zusammengefault“, sagt er und lehnt das Kreuz aufrecht an den Stamm der Linde. Nur ein Augenblick  und der einfachste Ausdruck dessen, was ihn bewegt. 

„Auf dem Land findet man an den Wegrändern viele alte Denkmäler, Marterl und Heiligenfiguren. Früher ist man davor stehen geblieben, hat drei Kreuzzeichen gemacht und kurz innegehalten“, erinnert sich Christian Zeitler, „heute sind viele Marterl heruntergekommen und man geht daran vorbei.“ Diese Beobachtung nimmt der Passauer Künstler, der auch in Vilshofen und im Bayerischen Wald gelebt hat, seit Jahren zum Anlass, die Darstellung von Heiligenfiguren künstlerisch ins 21. Jahrhundert zu übersetzen und damit in die Jetzt-Zeit hinüberzuretten. Von 1. bis 31. Oktober zeigt er in Hausbach abstrakte und doch überraschend figürliche Skulpturen und Zeichnungen aus seiner Heiligen-Werkreihe. Derzeit baut Zeitler die Ausstellung in der Rundkirche St. Magdalena auf. Zwei große Werke hat er mit Hilfe eines Lkws im Außenbereich schon vor zwei Wochen platziert. Am Eingang in den Garten ragt ein grob aus Gusseisen geschweißter „Hiob“ nach oben. Der Prophet aus dem alten Testament, der mit Gott haderte und doch im Vertrauen blieb: ein rostiger Schrei zum Himmel und tonnenschweres Ausrufezeichen zugleich. 

Weiter hinten, bei den Linden, steht der „Heilige Nepomuk“. Der böhmische Märtyrer gilt als Schutzpatron der Priester, Schiffer, Flößer und Schiffer, als Brückenheiliger und Bewahrer des Beichtgeheimnisses und der Verschwiegenheit. „Nepomuk ist nach der Madonna der am zweithäufigsten dargestellte Heilige“, weiß Zeitler. Allein in der Passauer Altstadt gebe es 20 Figuren. Zeitler interpretiert Nepomuk, in dem er zwei Stehlen aus böhmischem Rosengranit aneinander lehnt. Ein fragiles Gebilde, oben zusammengehalten von einer Zunge aus Holz. Zu Füßen liegt das Kreuz, mit dem Nepomuk traditionell abgebildet wird. „Das Holz stammt von einem 500 Jahre alten spanischen Weinfass“, erzählt Zeitler. Rohstoffe und Fundstücke mit (Gebrauchs-)Geschichte faszinieren und inspirieren den Künstler, genauso wie die Vermischung von Legende und Historie, die seine Motive umweht. 

Mit der Heiligen Anastasia, die vor allem in der Ostkirche verehrt wird, hat sich Zeitler in Zusammenarbeit mit Anela Luzi filmisch befasst. Der Bildhauer begegnete der Schauspielschülerin von der Athanor-Akademie Passau bei seiner aufsehenerregenden Performance „Orpheus und Eurydike“, die er im Juni 2020 mit den Schauspiel-Studenten Sarah Plattner und Gyan Ros Zimmermann am Passauer Donaukai inszenierte.

Bis Ende Oktober Besichtigung nach nach Vereinbarung. Kontakt: Christian Zeitler, Mobil: 0172/9945900. www.artgarden.info

Kostenlos

ST. Magdalena

Hausbach, Landkreis Passau, Google Karte anzeigen
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